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Die im November identifizierte SARS-CoV-2-Variante Omikron breitet sich in Europa und im Süden Afrikas rasch aus. Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die auf Basis erster Erkenntnisse Omikron am 26.11.2021 als besorgniserregende Variante eingestuft hat, rät ihren Mitgliedstaaten umgehend Maßnahmen einzuleiten, um die Verbreitung der Variante frühzeitig einzudämmen [I]. Im Vereinigten Königreich verdoppeln sich die Infektionszahlen mit Omikron aktuell alle zwei bis drei Tage, der R-Wert liegt bei 3,7 [II]. Omikron besitzt eine Vielzahl von Mutationen, die es der Variante ermöglichen, sich noch schneller zu verbreiten als Delta und einer bestehenden Immunität zumindest teilweise zu entkommen. Vergangene Woche publizierten mehrere Forschungsgruppen erste Erkenntnisse zur Immunflucht der Variante und zeigten im Laborversuch eine etwa 40-fach reduzierte neutralisierende Wirkung der Antikörper gegen Omikron im Vergleich zur Delta-Variante. Eine Auswertung aus dem Vereinigten Königreich weist darauf hin, dass der Schutz vor einer symptomatischen Infektion bei zweifach geimpften Personen stark reduziert ist. Eine dritte, sogenannte Booster-Impfung erhöht die Impfstoffwirksamkeit allerdings wieder auf 70 bis 75 Prozent [III]. Dass eine Booster-Impfung den Schutz durch neutralisierende Antikörper wieder erhöhen kann, zeigten auch Labordaten von Pfizer und Biontech. Weitgehend unklar ist bis jetzt, inwiefern sich Omikron auf den Krankheitsverlauf vor allem bei Personen ohne Immunschutz auswirkt. Darüber hinaus bleibt zu klären, inwiefern eine bereits überstandene Infektion oder eine zweifache Impfung weiterhin vor schweren Krankheitsverläufen schützt, selbst wenn es durch Omikron erneut zu einer Infektion kommt. Wie stark hat sich die Virusvariante in Europa bereits verbreitet? Und können Booster-Impfungen sowie die angedachten Maßnahmen der WHO eine weitere Infektionswelle noch verhindern? Diese Fragen – und Ihre – erläuterten Fachleute in einem 50-minütigen Press Briefing. Video-Mitschnitt & Transkript: https://www.youtube.com/watch?v=TiI4-bra3P0&t=14s
Gleich mehrere Analysen des Immunschutzes gegen die neue SARS-CoV-2-Variante Omikron sind in den vergangenen Stunden veröffentlicht worden. Sie alle zeigen nach verschiedenen Kombinationen von Impfungen und natürlicher Infektion eine stark, circa 40-fach reduzierte neutralisierende Wirkung von Antikörpern, das Virus zu binden und den Eintritt in die menschliche Zelle – also eine Infektion – zu verhindern. Omikron hat damit das Potenzial, der Immunantwort des Körpers zum Teil zu entgehen. Ergebnisse zur Schutzwirkung der zellulären Bestandteile des Immunsystems, wie B- und vor allem T-Zellen, vor einer schweren COVID-19-Erkrankung fehlen weiterhin. Aus Deutschland stammen erste Daten von dem Team aus Forschenden rund um Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt. Sie isolierten das Virus aus Proben eines sehr früh am Frankfurter Flughafen entdeckten Person mit Omikron-Infektion und züchteten es im Labor an. Ihre Ergebnisse sind mittlerweile als vorläufige Publikation auf der Preprint-Plattform „medrxiv“ verfügbar [I]. Die Ergebnisse zeigen eine bis zu 37-fach reduzierte neutralisierende Wirkung der Antikörper im Vergleich zur Delta-Variante. Die Daten deuten allerdings ebenfalls daraufhin, dass Auffrischungsimpfungen oder eine zweifache Impfung plus Durchbruchsinfektion noch eine stärkere Wirkung gegen die Variante entfalten können als die Immunantwort zweifach geimpfter Menschen (zuvor stand hier fälschlicherweise, dass es sich um der Impfung vorausgegangene Infektionen handelt; Anm. d. Red.). Auf einen vorteilhafteren Schutz nach durchgemachter Infektion plus einer zweifachen Impfung mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech deuten auch weitere Ergebnisse aus einem Labor in Durban in Südafrika hin. Die Forschenden teilten ebenfalls erste Ergebnisse aus Neutralisationsversuchen in Lebendkulturen des Virus in einem vorläufigen Manuskript. Zwar fanden auch sie eine deutliche Reduktion der neutralisierenden Wirkung der Antikörper um das circa 41-Fache nach einer doppelten Impfung, allerdings zeigte sich ein deutlich positiveres Bild bei der Immunantwort von zuvor infizierten Personen mit doppelter Impfung. Ein drittes Ergebnis, das eine weniger stark abnehmende neutralisierende Wirkung andeutet, stammt von Forschenden aus Südafrika und Schweden. Sie machten allerdings Versuche mit einer künstlich hergestellten Form des Virus (Pseudovirus) und unterschieden ihre Daten nicht nach dem Impfstatus der Probanden. Die Unternehmen Pfizer und Biontech veröffentlichten ebenfalls heute erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu Omikron. Demnach sind nach einer dritten Dosis des firmeneigenen Impfstoffs Comirnaty die neutralisierenden Antikörpertiter im Vergleich zu zwei Dosen gegen die Omikron-Variante um das 25-Fache erhöht. Die Neutralisationswirkung nach der Auffrischungsdosis sei vergleichbar mit jener nach zwei Dosen gegen das Wildtyp-Virus. Eine dritte Dosis erhöht den Daten zufolge auch stark die Spiegel der sogenannten CD8+ T-Zellen gegen mehrere Strukturen des Spike-Proteins, was für einen Schutz vor schwerer Krankheit sprechen würde. Auch Pfizer/Biontech führten ihre Tests mit einem Pseudovirus durch. Wie die Ergebnisse in der Zusammenschau einzuordnen sind und was sie für die aktuelle Situation bedeuten, beantworten Fachleute. Weitere Statements sind angefragt.
By the end of November, a staggering eight billion doses of COVID-19 vaccines had been administered worldwide, with around 31 million being administered daily. Yet only six percent of people in low-income countries have received at least one dose of vaccine, and many countries in Africa and Asia are lagging behind. While many wealthy countries are already receiving a third booster dose of COVID-19, in many low-income countries health workers and even the most at risk are still waiting for the first vaccination with any of the COVID-19 vaccines available. What vaccines are used in low-income countries to fight COVID-19? What do we know about their effectiveness and safety? Most experts agree that the most effective vaccination strategy would be an equitable global distribution of COVID-19 vaccines to protect the most vulnerable first - no matter where they live. If the world does not succeed in distributing the available vaccines fairly by 2022, new SARS-CoV-2 immune escape variants could emerge in less protected population groups, which would pose a future risk for all citizens.
Die Ständige Impfkommission hat am 10.11.2021 ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisiert und rät nun, Personen unter 30 Jahren ausschließlich mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty (Biontech/Pfizer) zu impfen. Die Empfehlung gilt sowohl für die Grundimmunisierung als auch für mögliche Auffrischimpfungen – selbst wenn zuvor ein anderer Impfstoff verwendet wurde, sollen die weiteren Impfungen mit Comirnaty erfolgen. Die Vektorimpfstoffe Vaxzevria (Astrazeneca) und Janssen (Janssen-Cilag/Johnson & Johnson) werden weiterhin erst ab 60 Jahren empfohlen. Die Stiko bergündet ihre Entscheidung mit seltenen Fällen von Herzentzündungen nach der Impfung. Aktuelle Analysen zeigten, dass Herzmuskel- (Myokarditis) und Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) bei Jungen und jungen Männern sowie bei Mädchen und jungen Frauen unter 30 Jahren nach der Impfung mit dem Moderna-Vakzin Spikevax häufiger beobachtet wurden als nach der Impfung mit Comirnaty. Für Menschen ab 30 Jahren besteht der Stiko zufolge nach der Impfung mit Spikevax kein erhöhtes Risiko für eines der genannten Herzleiden. Jüngst hatten bereits die nordischen Länder sowie Frankreich die Impfung mit Spikevax für Jüngere zunächst gestoppt beziehungsweise davon abgeraten. Bislang ist nicht eindeutig geklärt, wieso es nach einer mRNA-Impfung zu solch seltenen Herzentzündungen kommt. Das SMC hat Expertinnen und Experten deshalb zu möglichen Pathomechanismen befragt. Ein Fact Sheet, das die Redaktion bereits am 12. Oktober verschickt hat, fasst zudem den Wissensstand bei der Häufigkeit und Altersverteilung der Myo- und Perikarditisfälle nach der Impfung mit einem mRNA-Vakzin zusammen.
Forscher schlagen einen Mindestwert für einen Antikörperspiegel gegen SARS-CoV-2 vor, ab dem ein Schutz vor symptomatischer COVID-19-Erkrankung wahrscheinlich ist. Als sogenanntes Immunkorrelat definiert ein Team um britische Forschende in einer Studie im Fachjournal „Nature Medicine” (siehe Primärquelle) zwei solche Grenzwerte für zwei verschiedene Antikörper gegen das Pandemie-Virus nach einer Vaxzevria-Impfung. Anhand eines Immunkorrelats lässt sich bestimmen, ob ein ausreichender Immunschutz vorliegt oder ob beispielsweise eine Auffrischungsimpfung empfehlenswert ist. Schon seit Langem betonen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie wichtig es sei, ein Immunkorrelat zu kennen, mit dem sich zuverlässig in der Praxis und in der Forschung bestimmen lässt, wie hoch der individuelle Schutz gegen das Virus ist. Die Konzentration auf Antikörper lässt dabei wichtige Teile des Immunsystems – wie B- und T-Zellen außer Acht. Die Bestimmung dieses Grenzwertes geht aus der Fortführung der Zulassungsstudie für den COVID-19-Impfstoff Vaxzevria der Firma Astrazeneca hervor. Für einen Teil der originalen Studiengruppe von 4372 Probandinnen und Probanden lagen den Forschenden Daten aus einem von vier Antikörper-Tests vor, welche daraufhin in die Studie eingeschlossen wurden. Das traf auf 1404 Menschen ohne SARS-CoV-2-Infektion und 171 Durchbruchsinfektionen zu – also Personen, die sich nachweislich nach der Impfung mit SARS-CoV-2 infizierten (Die beiden vorherigen Sätze wurden nachträglich korrigiert, da sie einen falschen Bezug zwischen den Studienkohorten hergestellt haben; Anm. d. Red.) Die Forschenden analysierten, ob die Höhe der Antikörperspiegel mit dem Auftreten einer Infektion statistisch zusammenhing, also korrelierte. Sie fanden, dass ein 80-prozentiger Schutz vor symptomatischer Infektion gegen die SARS-CoV-2-Variante Alpha mit 264 Einheiten – sogenannter binding antibody units pro Milliliter Blut (BAU/ml) – des IgG-Antikörpers, der das Spike-Protein von SARS-CoV-2 erkennt, korrelierten. Für den IgG-Antikörper gegen die Rezeptorbindedomäne des Virus errechneten sie ein Korrelat von 506 BAU/ml für den Zeitpunkt 28 Tage nach der zweiten Impfdosis. In etwa vergleichbare Grenzwerte für die Antikörpertiter ermittelten Forschende bei Geimpften, die mit dem Impfstoff Spikevax von Moderna geimpft wurden [III]. Zu beachten ist allerdings, dass in beiden Studien die Konfidenzintervalle für die ermittelten Werte sehr groß sind – also noch eine größere Unsicherheit über die tatsächliche Höhe des Immunkorrelats besteht. Inwiefern das in der Studie ermittelte Immunkorrelat in der Praxis weiterhilft und wie sich andere Varianten auf seine Höhe auswirken, beantworten zwei Experten.
Das Robert Koch-Institut hat diese Woche seine Strategie zum Umgang mit der COVID-19-Pandemie für den kommenden Herbst und Winter aktualisiert. Darin führt es auch ein neues Paket an Indikatoren ein, anhand derer die aktuelle Lage in drei Stufen – Basisstufe, Stufe 1 und Stufe 2 – eingeteilt, bewertet und in der Folge Maßnahmen angepasst werden sollen. Vor allem diese Indikatoren sind Gegenstand näherer Betrachtung in diesem SMC-Angebot und werden durch Fachleute bewertet; auch eine kurze Einschätzung der Lage findet Platz. Das Robert Koch-Institut setzt in seiner Strategie weiter auf die Einhaltung von klassischen individuellen Maßnahmen zur Eindämmung: Alle Menschen – also auch Geimpfte und Genesene – sollen sich in allen Lebensbereichen auch in der Basisstufe der Strategie weiter an Regeln wie Abstand halten, Masken tragen und Lüften halten. Ungeimpfte sollen sich in allen Settings schon auf dieser Stufe testen lassen. Mit höheren Stufen kommen vor allem in Bereichen mit Personen mit hohem Risiko weitere verschärfende Maßnahmen hinzu. In der höchsten Stufe 2 findet dann die 2G-Regel mehr Anwendung, also Zugang nur für Geimpfte oder Genesene. Das Strategiepapier ist ein Vorschlag des RKI, wie die einzelnen Bundesländer die Coronaschutzverordnungen ausgestalten können. Die Pandemie soll in Deutschland dem Plan zufolge also weiterhin durch Maßnahmen unter Kontrolle gehalten werden, allerdings eher mit individuellen Maßnahmen als mit Schließungen von Einrichtungen oder Einschränkungen ganzer Gesellschaftsbereiche. Andere Länder heben bereits alle Restriktionen auf, wie beispielsweise Dänemark, das Vereinigte Königreich und die Niederlande. Die Indikatoren: Zur Beurteilung der Pandemielage auf Bundesländerebene sollen zukünftig drei Indikatoren herangezogen werden: die Inzidenz, die Hospitalisierungsinzidenz und die durch COVID-19 gebundene Kapazität der Intensivstationen in Prozent. Für einen Wechsel in eine höhere Gefährdungs- und damit Maßnahmenstufe müssen bei zwei der drei tagesaktuellen Indikatoren die jeweiligen Grenzwerte an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten werden. Das SMC hat die aktuelle Lage in den einzelnen Bundesländern anhand der Indikatorik des RKI folgend aufgeschlüsselt (siehe Tabelle im Corona Report vom 15.09.2021). Die Werte gibt das RKI mittlerweile von Montag bis Freitag aktualisiert in einem eigenen Dashboard tagesaktuell an. Bei ihrer Betrachtung sind gewisse Muster zu beobachten: Bei der aktuellen Teststrategie sollte immer zuerst die Inzidenz den Grenzwert zur nächsten Stufe übersteigen. Erst eine deutlich höhere Dunkelziffer oder ein geändertes Verhältnis zwischen Inzidenz und Hospitalisierung würde dazu führen, dass zuerst einer der anderen beiden Parameter den Grenzwert zur nächsten Stufe erreicht. In den meisten Fällen überschreitet nach der Inzidenz wahrscheinlich die Auslastung der Intensivstationen den Grenzwert, sodass die nächste Maßnahmenstufe ausgelöst würde. Die vom RKI vorgeschlagene tagesaktuelle Betrachtung der Werte verursacht allerdings große Probleme durch den Meldeverzug bei der Inzidenz, vor allem bei der Hospitalisierungsinzidenz. Letzterer Wert ist an das Meldedatum geknüpft – die Hospitalisierungsinzidenz liegt somit tagesaktuell viel niedriger als in der Realität. Das RKI scheint die Grenzwerte im Strategiepapier also auf der Basis der Werte ohne Nachmeldungen und damit eher niedrig gewählt zu haben, damit der Indikator die Situation adäquat anzeigen kann. Sollte es in den Bundesländern unterschiedlich starken Meldeverzug geben, müssen die Grenzwerte für das jeweilige Bundesland entsprechend angepasst werden. Einige Bundesländer nutzen für ihre Regeln Daten aus anderen Quellen, um die tagesaktuelle Situation genauer zu schätzen. Beim Vergleich der Grenzwerte in den verschiedenen Ländern muss darauf geachtet werden, dass die Grenzwerte je nach Datenquelle unterschiedlich hoch ausfallen und trotzdem qualitativ das gleiche Geschehen beschreiben können: Werden Krankenhauseinweisungen beispielsweise schnell erfasst und regional tagesaktuell abgebildet, spiegelt ein relativ zum RKI-Wert höherer Grenzwert eventuell die gleiche Grenze wider. Wie sinnvoll die vom RKI gewählten Indikatoren und die Höhe der Grenzwerte auch mit Blick auf die aktuelle COVID-19-Lage in Deutschland sind und was in den Meldewegen und ihrer Darstellung noch verbessert werden müsste, schätzen Fachleute nachfolgend ein.
Es ist eine heikle Frage: Wann sollen sich Schwangere gegen COVID-19 impfen lassen? Viele Daten gibt es bisher nicht. Die US-amerikanische Seuchenbehörde CDC [1] und auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe [2] haben bereits Empfehlungen für eine COVID-19-Impfung für Schwangere formuliert. Auch die Ständige Impfkommission in (STIKO) schloss sich am 10.09.2021 dieser Beurteilung und gab einen Beschlussentwurf mit der Impfempfehlung für alle Schwangeren und Stillenden in das übliche Stellungnahmeverfahren. Bei der Frage, ob Schwangere sich impfen lassen sollten oder nicht, gilt es Nutzen und Risiko der Impfung gegenüber den Infektions- und Krankheitsrisiken für Mutter und das Ungeborene abzuwägen. Auch die Standardvorgehensweise der STIKO beinhaltet eine solche Nutzen-Risiko-Abwägung auf Basis der vorliegenden Evidenz [4]. Dieses Fact Sheet gibt einen Überblick über vorliegende und relevante Studienergebnisse zum Risiko durch COVID-19 in der Schwangerschaft und Impfungen für Schwangere.
Es ist eine heikle Frage: Wann sollen sich Schwangere gegen COVID-19 impfen lassen? Viele Daten gibt es bisher nicht. Die US-amerikanische Seuchenbehörde CDC [1] und auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe haben bereits Empfehlungen für eine COVID-19-Impfung für Schwangere formuliert. Auch die Ständige Impfkommission in (STIKO) schloss sich am 10.09.2021 dieser Beurteilung und gab einen Beschlussentwurf mit der Impfempfehlung für alle Schwangeren und Stillenden in das übliche Stellungnahmeverfahren. Bei der Frage, ob Schwangere sich impfen lassen sollten oder nicht, gilt es Nutzen und Risiko der Impfung gegenüber den Infektions- und Krankheitsrisiken für Mutter und das Ungeborene abzuwägen. Auch die Standardvorgehensweise der STIKO beinhaltet eine solche Nutzen-Risiko-Abwägung auf Basis der vorliegenden Evidenz.
Daten zur klinischen Wirksamkeit des mRNA-Impfstoffs CVnCoV der Tübinger Firma Curevac waren bisher allein aus Pressekonferenzen und -mitteilungen bekannt. Vergangene Woche erschien nun eine erste wissenschaftliche Preprint-Publikation (siehe Primärquelle). In der bisher nicht begutachteten Auswertung der Phase 2b/3 Studie werden Daten zur klinischen Wirksamkeit und Sicherheit von zwei Impfdosen mit je zwölf Mikrogramm CVnCoV im Abstand von vier Wochen beschrieben. Daten zur Immunogenität des Impfstoffs im Serum der Probanden sind erst für spätere Publikationen angekündigt. In Studienzentren in Europa und Lateinamerika wurden dem Preprint zufolge zwischen dem 11.12.2020 und dem 12.04.2021 insgesamt 39.680 Teilnehmer randomisiert, 19.783 erhielten CVnCoV, 19.746 ein Placebo. Die publizierten Daten basieren auf 228 dokumentierten SARS-CoV-2-Infektionen von jeglichem Schweregrad, die frühestens zwei Wochen nach Verabreichung der zweiten Dosis auftraten. Eine Besonderheit der klinischen Studie ist die sehr hohe Drop-Out-Rate der Teilnehmenden, bei den Probanden zwischen 18 und 60 Jahren wurden 32 Prozent entblindet, bei den älteren Probanden flossen 70 Prozent der zunächst Teilnehmenden nicht in die Endauswertung ein. Bei den verbliebenen Probanden ergab sich im Vergleich von Impfstoff und Placebo eine Gesamteffektivität („Vaccine Efficacy“, VE) von 48,2 Prozent. Unterteilt man die Wirksamkeit der Impfung zwischen Impfgruppe und Placebo in dem europäischen und den lateinamerikanischen Arm, dann betrugt die VE in Europa lediglich 43,7 Prozent, in Lateinamerika 49,2 Prozent. Die VE lag damit unter der von FDA und WHO als Kriterium für eine Zulassung angegebenen unteren Grenze von 50 Prozent. Allein bei Teilnehmenden im Alter von 18 bis 60 Jahren betrug die Impfeffektivität in einer Subgruppenanalyse 52,5 Prozent. Die Gesamt-VE gegen mittelschwere bis schwere COVID-19-Fälle betrug in dieser Altersgruppe 77,2 Prozent. Bei Probanden über 61 Jahren konnten aufgrund niedriger Fallzahlen statistisch keine Wirksamkeitsunterschiede belegt werden (CVnCoV: 12, Placebo: 9). Der Impfstoff befindet sich bereits seit Februar 2021 in einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA), die Firma Curevac hat mit der Publikation des Preprints erneut verkündet, in „engem Kontakt“ mit der EMA zu stehen und sich weiterhin um die Zulassung von CVnCoV bemühen zu wollen. Ein offizieller Zulassungsantrag liegt jedoch bisher nicht vor. Der Vertrag der EU-Kommission mit dem Hersteller verpflichtet zu einem Kauf der vorbestellten Impfdosen allein für den Fall einer europäischen Zulassung.
Die Stärke und Dauer der erworbenen Immunantwort nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 und COVID-19 ist entscheidend für den zukünftigen Impfschutz – und damit auch für die Impfstrategie. Generell scheint der Schutz durch Impfungen vor allem gegen schwere COVID-19-Verläufe und Tod mit der Zeit eher langsam abzunehmen, wie die Nachbeobachtungen der klinischen Studie des mRNA-Impfstoffs von Biontech zeigen [I]. Allerdings ist die Immunantwort von Risikogruppen wie immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen und damit auch die Wirksamkeit von Impfungen von Grund auf schwächer. Darüber hinaus deuten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums darauf hin, dass vor allem der Schutz vor Ansteckungen unter Geimpften seit Beginn der Impfaktion in Israel stark abgenommen hat [II]. Einen ähnlichen Effekt scheint nun auch die Delta-Variante auf den Impfschutz zu haben: Geimpfte stecken sich mit dieser Variante häufiger an als mit vorherigen und haben eine ähnlich hohe Viruslast wie Ungeimpfte [III][IV][V]. Risikogruppen erhalten daher in Israel bereits eine dritte Dosis zur Auffrischung des Impfschutzes. Solche Booster-Impfungen sieht nun auch das Bundesgesundheitsministerium ab September für deutsche Bürgerinnen und Bürger vor: Angehörige von Risikogruppen, also ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, sowie zuvor mit Vektorimpfstoffen immunisierte Menschen sollen eine dritte Impfdosis verabreicht bekommen. Ähnliches empfiehlt auch das für Impfempfehlungen zuständige Expertengremium im Vereinigten Königreich [VI]. Die zusätzlichen Impfungen sollten mit den mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna erfolgen, hieß es am Montag in einem Beschluss der Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern. Doch sind weitere Booster-Impfungen tatsächlich notwendig? Welche neuen Erkenntnisse gibt es vor allem zur lang anhaltenden zellulären Immunantwort nach Impfung? Welche Prozesse sind noch ungeklärt? Wie lange hält der Impfschutz bei welchen Impflingen an? Welchen Einfluss hat die Delta-Variante auf den Immunschutz und wie wirken sich Impfdurchbrüche auf die weitere Eindämmung des Virus aus?
Auch wenn die Gesamtinzidenz für Deutschland noch relativ niedrig liegt, sind hierzulande wieder exponentielle Wachstumsraten von rund 50 Prozent pro Woche erreicht. Schreibt sich das fort, müssten wir im September mit einer bundesweiten Inzidenz von 700 rechnen [siehe Corona-Report des SMC der vergangenen Woche I]. Vor allem jüngere Personen im Alter von 15 bis 29 Jahren infizieren sich derzeit mit SARS-CoV-2, allerdings steigen auch die Fallzahlen in den oberen Altersklassen. Eine Inzidenz von 15 entspricht aber aufgrund der gestiegenen Impfquote nicht mehr einer Inzidenz von 15 vorheriger Wellen. Zusätzlich zur Inzidenz soll deshalb nun auch – wie schon länger von Forschenden diskutiert [II] – die COVID-19-Situation in den Krankenhäusern als Indikator helfen, das aktuelle Infektionsgeschehen abzuschätzen [III]. Aber welche Grenzen sollen zukünftig gelten, um dem Virus durch zusätzliche Maßnahmen Einhalt zu gebieten, falls das Gesundheitssystem zu überlasten droht?
Als Hauptmaßzahl für das Corona-Infektionsgeschehen will das Robert Koch-Institut neben der Inzidenz nun auch stärker die Belegung der Krankenhäuser berücksichtigen. Einer neuen Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums zufolge müssen Kliniken in Deutschland künftig mehr Daten zu ihren Corona-Patienten melden als bisher. So sollen sie unter anderem Daten dazu sammeln, wie viele Patientinnen und Patienten mit COVID-19 auf den Normalstationen aufgenommen werden, welche Symptome sie haben und wie ihr Impfstatus ist. Das Gesundheitsministerium erhofft sich dadurch mehr Informationen zu allen in den Kliniken behandelten COVID-19-Patienten. Dadurch soll die Belastung für das Gesundheitssystem zeitnah zum Infektionsgeschehen besser abgeschätzt werden können. Bisher müssen die Häuser nur melden, wie viele Patienten auf die Intensivstationen kommen. Das SMC hat Expertinnen und Experten dazu befragt, inwieweit sie die neuen Indikatoren für sinnvoll erachten und welchen Stellenwert sie für Maßnahmen mit Blick auf das Pandemiegeschehen im Herbst bei steigenden Impfquoten haben.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche gegen COVID-19 aus. Das Expertengremium veröffentlichte am Nachmittag des 10.06.2021 eine neue Empfehlung und sieht darin die Impfung mit dem Impfstoff Comirnaty der Hersteller BioNTech/Pfizer in der Altersgruppe von 12 bis 17 Jahren nur für Personen mit Vorerkrankungen vor oder für solche mit Risikopersonen in der näheren Umgebung, die sich selbst nicht schützen können (siehe Primärquelle). Eine individuelle Abwägung der Risiken ist im Einzelfall jedoch möglich. Der Impfstoff ist von der EU-Kommission am 31. Mai auch zusätzlich für 12- bis 15-Jährige zugelassen worden.
Am 01.07.2021 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) eine neue Empfehlung zum Impfschema nach einer Erstimpfung mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca verkündet. Vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren sollten Personen, „die Vaxzevria als 1. Impfstoffdosis erhalten haben, unabhängig vom Alter einen mRNA-Impfstoff als 2. Dosis mit mindestens vierwöchigem Impfabstand zur 1. Impstoffdosis“ erhalten. Die wissenschaftliche Begründung der Stellungnahme liegt noch nicht vor. Hintergrund der neuen Empfehlung sind offenbar erste Ergebnisse aus vorläufigen Publikationen, wonach die Kombination aus Vektor- und mRNA-Impfstoffen stärkere Antikörper-Reaktionen auslöst und womöglich eine bessere Schutzwirkung auch gegenüber der Delta-Variante bewirken könnte [II][III][IV][V]. Wir haben Kliniker und Immunologen befragt, wie sie die STIKO-Empfehlung bewerten.
Die ursprünglich aus Indien stammende Variante B.1.617.2 des SARS-CoV-2-Virus breitet sich trotz niedriger Inzidenzen weiter in Großbritannien aus. Britische Forschende schätzen, dass sie sich 50 Prozent schneller verbreiten kann als die vorherrschende Variante B.1.1.7. Im Mai wurde sie daher auch von der Weltgesundheitsorganisation als „Variant of Concern“ (VOC) eingestuft, wie zuvor auch schon B.1.1.7. Aufgrund der raschen Verbreitung von B.1.617.2 in Großbritannien beobachten britische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Entwicklung ganz genau, charakterisieren die Variante im Labor und modellieren ihre weitere Verbreitung. Das SMC hat zwei von ihnen gebeten, ihre neuen Erkenntnisse in einem virtuellen Press Briefing zu berichten und Ihre Fragen zu beantworten. Außerdem möchten wir gerne einen Blick in die Zukunft werfen und besprechen, welche potenziellen Varianten anhand des derzeitigen Wissenstandes noch zu erwarten sind und wie diese mit dem Impffortschritt wechselwirken.
When current events are linked to research and breaking science news causes a public stir – journalists are faced with a challenge: How and where to find quick and reliable scientific expertise? Where to reach experts who are not only willing, but also able, to provide quotable answers and additional information? How to discover sources for factual arguments and hard facts when debates get emotional?
This is where we can help: the Science Media Center Germany, or SMC.
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