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Die Stärke und Dauer der erworbenen Immunantwort nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 und COVID-19 ist entscheidend für den zukünftigen Impfschutz – und damit auch für die Impfstrategie. Generell scheint der Schutz durch Impfungen vor allem gegen schwere COVID-19-Verläufe und Tod mit der Zeit eher langsam abzunehmen, wie die Nachbeobachtungen der klinischen Studie des mRNA-Impfstoffs von Biontech zeigen [I]. Allerdings ist die Immunantwort von Risikogruppen wie immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen und damit auch die Wirksamkeit von Impfungen von Grund auf schwächer. Darüber hinaus deuten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums darauf hin, dass vor allem der Schutz vor Ansteckungen unter Geimpften seit Beginn der Impfaktion in Israel stark abgenommen hat [II]. Einen ähnlichen Effekt scheint nun auch die Delta-Variante auf den Impfschutz zu haben: Geimpfte stecken sich mit dieser Variante häufiger an als mit vorherigen und haben eine ähnlich hohe Viruslast wie Ungeimpfte [III][IV][V]. Risikogruppen erhalten daher in Israel bereits eine dritte Dosis zur Auffrischung des Impfschutzes. Solche Booster-Impfungen sieht nun auch das Bundesgesundheitsministerium ab September für deutsche Bürgerinnen und Bürger vor: Angehörige von Risikogruppen, also ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, sowie zuvor mit Vektorimpfstoffen immunisierte Menschen sollen eine dritte Impfdosis verabreicht bekommen. Ähnliches empfiehlt auch das für Impfempfehlungen zuständige Expertengremium im Vereinigten Königreich [VI]. Die zusätzlichen Impfungen sollten mit den mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna erfolgen, hieß es am Montag in einem Beschluss der Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern. Doch sind weitere Booster-Impfungen tatsächlich notwendig? Welche neuen Erkenntnisse gibt es vor allem zur lang anhaltenden zellulären Immunantwort nach Impfung? Welche Prozesse sind noch ungeklärt? Wie lange hält der Impfschutz bei welchen Impflingen an? Welchen Einfluss hat die Delta-Variante auf den Immunschutz und wie wirken sich Impfdurchbrüche auf die weitere Eindämmung des Virus aus?
Die Stärke und Dauer der erworbenen Immunantwort nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 und COVID-19 ist entscheidend für den zukünftigen Impfschutz – und damit auch für die Impfstrategie. Generell scheint der Schutz durch Impfungen vor allem gegen schwere COVID-19-Verläufe und Tod mit der Zeit eher langsam abzunehmen, wie die Nachbeobachtungen der klinischen Studie des mRNA-Impfstoffs von Biontech zeigen [I]. Allerdings ist die Immunantwort von Risikogruppen wie immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen und damit auch die Wirksamkeit von Impfungen von Grund auf schwächer. Darüber hinaus deuten Daten des israelischen Gesundheitsministeriums darauf hin, dass vor allem der Schutz vor Ansteckungen unter Geimpften seit Beginn der Impfaktion in Israel stark abgenommen hat [II]. Einen ähnlichen Effekt scheint nun auch die Delta-Variante auf den Impfschutz zu haben: Geimpfte stecken sich mit dieser Variante häufiger an als mit vorherigen und haben eine ähnlich hohe Viruslast wie Ungeimpfte [III][IV][V]. Risikogruppen erhalten daher in Israel bereits eine dritte Dosis zur Auffrischung des Impfschutzes. Solche Booster-Impfungen sieht nun auch das Bundesgesundheitsministerium ab September für deutsche Bürgerinnen und Bürger vor: Angehörige von Risikogruppen, also ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen, sowie zuvor mit Vektorimpfstoffen immunisierte Menschen sollen eine dritte Impfdosis verabreicht bekommen. Ähnliches empfiehlt auch das für Impfempfehlungen zuständige Expertengremium im Vereinigten Königreich [VI]. Die zusätzlichen Impfungen sollten mit den mRNA-Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna erfolgen, hieß es am Montag in einem Beschluss der Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern. Doch sind weitere Booster-Impfungen tatsächlich notwendig? Welche neuen Erkenntnisse gibt es vor allem zur lang anhaltenden zellulären Immunantwort nach Impfung? Welche Prozesse sind noch ungeklärt? Wie lange hält der Impfschutz bei welchen Impflingen an? Welchen Einfluss hat die Delta-Variante auf den Immunschutz und wie wirken sich Impfdurchbrüche auf die weitere Eindämmung des Virus aus?
Also, was fehlt, ist ein Korrelat für die Protektion gegen Krankheit - zum Beispiel, dass man messen kann: Wir haben Antikörper mit dem Wert 2, sagen wir mal, und den müssen wir erreichen, um zu schützen, und den gibt es nicht. Und das würde, glaube ich ja für die Entwicklung neuer Impfstoffe, für Auffrischungsimpfungen, sehr hilfreich sein, weil man einen Wert hat, an dem man sich entlanghangeln kann - ob diese Menschen geschützt sind, ob die Antikörper gut sind, ob die Booster-Impfung gut ist und so weiter. Ich denke schon, dass eine Auffrischungsimpfung sinnvoll ist, und von anderen Impfungen weiß man ja auch, dass ein später Boost die Gedächtniszellen noch mal so pusht und den Pool so vergrößert, dass man dann auch über ein, zwei Jahre, ich hoffe mehr, keine Impfung mehr benötigt.
Wir müssen wirklich dieses Korrelat finden, was aber sehr herausfordernd ist. Und ich glaube, es ist wichtig, ein Korrelat dazu zu finden, welcher Wert jetzt bei den Antikörpern, die leicht gemessen werden können, entscheidend ist - was eben zu schweren Erkrankung führt. Und das muss auch in der Klinik wirklich umgesetzt werden können. Also nicht diese absolute Protektion, sondern der Fokus auf schwere Erkrankung, auch in Hinblick auf zukünftige Impfstoffentwicklung. Und in Bezug auf die Booster-Impfung: Ich gehe auch davon aus, dass wir boostern müssen. Ich denke nicht, dass es im Halbjahresabstand sein wird. Aber einfach basierend auch auf den anderen Erfahrungen mit Impfstoffen gehe ich davon aus, dass es Booster-Impfungen geben wird.
Auf die Frage, wie die Variante B.1.617 anhand der bisherigen Informationen und dem Preprint einzuschätzen sei:
„Die Ausbreitung der B.1.617-Variante ist vor allem aufgrund der hohen Inzidenzen und der Überlastung des indischen Gesundheitssystems besorgniserregend. Es bleibt abzuwarten, ob die Variante einen ähnlichen Vorteil in der Verbreitung hat, wie die B.1.1.7-Variante. Die Mutationen im Spikeprotein scheinen keine deutliche Abschwächung der Antikörperneutralisation zu verursachen, so dass ich nicht erwarte, dass der Impfschutz durch diese Virusvariante gefährdet ist.“
„Einige Mutationen liegen an den gleichen Positionen wie in B.1.1.7 beziehungsweise in B.1.351 und P1. Allerdings sind die Veränderungen in den Aminosäuren, also den Bausteinen des Spikeproteins, nicht identisch. Das könnte auch erklären, warum die Antikörperneutralisation nicht so stark reduziert ist, wie bei B.1.351.“
Auf die Frage, wie Journalist*innen zum jetzigen Zeitpunkt über die vorläufigen Ergebnisse berichten sollten:
„Ich denke, dass aktuell ein Hauptfokus darauf liegen sollte, auf die alarmierende humanitäre Lage in Indien aufmerksam zu machen und auf die generelle Notwendigkeit einer konsequenten Surveillance (Überwachung der zirkulierenden Virusvarianten; Anm. d. Red.) in Deutschland hinzuweisen. Ein Grund zur Sorge, dass die Impfungen durch diese Virusvariante ihre Wirksamkeit verlieren, besteht aktuell nicht.