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Am 01.07.2021 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) eine neue Empfehlung zum Impfschema nach einer Erstimpfung mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca verkündet. Vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren sollten Personen, „die Vaxzevria als 1. Impfstoffdosis erhalten haben, unabhängig vom Alter einen mRNA-Impfstoff als 2. Dosis mit mindestens vierwöchigem Impfabstand zur 1. Impstoffdosis“ erhalten. Die wissenschaftliche Begründung der Stellungnahme liegt noch nicht vor. Hintergrund der neuen Empfehlung sind offenbar erste Ergebnisse aus vorläufigen Publikationen, wonach die Kombination aus Vektor- und mRNA-Impfstoffen stärkere Antikörper-Reaktionen auslöst und womöglich eine bessere Schutzwirkung auch gegenüber der Delta-Variante bewirken könnte [II][III][IV][V]. Wir haben Kliniker und Immunologen befragt, wie sie die STIKO-Empfehlung bewerten.
Am 01.07.2021 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) eine neue Empfehlung zum Impfschema nach einer Erstimpfung mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca verkündet. Vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren sollten Personen, „die Vaxzevria als 1. Impfstoffdosis erhalten haben, unabhängig vom Alter einen mRNA-Impfstoff als 2. Dosis mit mindestens vierwöchigem Impfabstand zur 1. Impstoffdosis“ erhalten. Die wissenschaftliche Begründung der Stellungnahme liegt noch nicht vor. Hintergrund der neuen Empfehlung sind offenbar erste Ergebnisse aus vorläufigen Publikationen, wonach die Kombination aus Vektor- und mRNA-Impfstoffen stärkere Antikörper-Reaktionen auslöst und womöglich eine bessere Schutzwirkung auch gegenüber der Delta-Variante bewirken könnte [II][III][IV][V]. Wir haben Kliniker und Immunologen befragt, wie sie die STIKO-Empfehlung bewerten.
Die Empfehlung der STIKO hinsichtlich einer heterologen COVID-19-Impfung (Kreuzimpfung) mit Vaxzevria (AstraZeneca) gefolgt von einem mRNA-Impfstoff (zum Beispiel Comirnaty von BioNTech) ist aus ärztlicher Sicht sehnlichst erwartet worden. Nunmehr gibt es eine Präzisierung und Klarstellung auf der Basis wissenschaftlicher Daten: eine Kreuzimpfung ist effektiver als eine zweifache Impfung mit dem Vektorimpfstoff Vaxzevria.
Dies gilt nunmehr auch unabhängig vom Alter, konkret sollen also auch ältere Personen jenseits des 60. Lebensjahres nach Erstimpfung mit Vaxzevria möglichst mit dem Impfstoff von BioNTech oder Moderna geimpft werden.
Für jüngere Patienten bleibt die Empfehlung ein wenig theoretisch: denn in der Regel sollten jüngere Personen ohnehin bei der Erstimpfung einen mRNA-Impfstoff erhalten. Die Impfung mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca ist bei Jüngeren prinzipiell möglich, aber ist in der Risikoabwägung hinsichtlich Nebenwirkungen ungünstiger einzustufen im Vergleich zu mRNA-Impfstoffen.
Trotz aller neuen Optionen bezüglich der Kreuzimpfung gilt: der Schutz vor der Delta-Variante gelingt nach aktueller Datenlage am besten mit zweimaliger Gabe eines mRNA-Impfstoffes – dies ist bei ausreichender Verfügbarkeit von Impfstoffen immer noch die präferierte Option. Auf der anderen Seite drängt die Zeit und es ist besser, jetzt schnell möglichst viele Menschen zu impfen.”
Dies gilt sowohl für den Individualschutz der Geimpften als auch hinsichtlich eines Gemeinschaftsschutzes (Herdenimmunität), der nach derzeitigen Modellierungen angesichts der Delta-Variante eher deutlich höher als bei 80 Prozent anzusetzen ist: Während ein Infizierter mit der ursprünglichen Wuhan-Mutante drei Personen im Schnitt angesteckt hat, liegt dieser Wert bei der Delta-Variante nach neuesten Schätzungen eher bei 6 weiteren Infizierten. Von daher ist die Empfehlung der STIKO vernünftig, nunmehr auch die Zeitintervalle zwischen erster und zweiter Impfung zu verkürzen.”
Dies betrifft sowohl die mRNA-Impfungen als auch die Kreuzimpfungen, wobei Letztere nunmehr in vier-wöchigem Abstand vollzogen werden sollen. Denn gerade die Situation in UK und Israel, die kürzlich noch für ihre Impfkampagnen gefeiert wurden, lehrt uns, dass nur eine schnelle und vor allem vollständige Impfung (inklusive zweiter Dosis) die Chance bietet, die Delta-Welle zu brechen, ansonsten droht ein déjà-vu-Erlebnis wie im Herbst 2020. Der Schein trügt: wenn wir jetzt nicht schnell und entschlossen in der ‚Sommerpause‘ handeln, wird uns bereits in wenigen Wochen eine hohe vierte Welle mit allen Konsequenzen entgegenrollen.
Aus medizinisch-immunologischer Sicht ist die Empfehlung der STIKO sinnvoll. Allerdings sind die zugrundeliegenden die Studiendaten noch überschaubar und befinden sich zumeist noch im nicht-begutachteten Preprint-Stadium. Darüber hinaus beziehen sich die Daten nur auf einige hundert Probanden, die allerdings klar zeigen, dass das heterologe Impfschema – erste Impfdosis mit Vaxzevria von AstraZeneca und die zweite mit einem mRNA-Impfstoff – einer homologen Impfung (also zwei Dosen Vaxzevria) überlegen ist, weil sie eine stärkere Immunantwort aktiviert. Nichtdestotrotz bietet die homologe Impfung mit Vaxzevria ebenfalls einen guten Schutz, das zeigen Daten aus Großbritannien.
Die Begründung der STIKO ist noch nicht veröffentlicht, aber sicher spielt die rasche Verbreitung der Virusvariante Delta hier rein. Es ist bereits bekannt, dass die Impfungen gegen diese Variante weiterhin einen hohen Schutz bieten, allerdings ist die Neutralisationskraft der Antikörper reduziert und es bedarf es eines vollen Immunschutzes durch zwei Impfungen.
Die Empfehlung hat sich eigentlich nur für Ältere über 60 Jahren geändert. Ältere Menschen haben nach der Impfung häufig niedrigerere Antikörpertiter als jüngere, das konnten wir kürzlich in einer Studie zeigen [1]. Die Immunantwort könnte daher durch eine heterologe Immunisierung womöglich verbessert werden. Hinzu kommt, dass der Impfabstand, der bei einer homologen Impfung mit Vaxzevria bei 12 Wochen am wirksamsten ist, nun möglichst verkürzt werden kann. Die STIKO empfiehlt nun eine heterologe Impfung mit einem Mindestabstand von vier Wochen. Anhand der Daten, die ich kenne, schätze ich acht bis zwölf Wochen als sehr effektiv und womöglich besser verträglich ein. Grundsätzlich bietet diese Empfehlung aber eine höhere Flexibilität beim Impfen.
Die häufigen Anpassungen der Empfehlungen, sind alle inhaltlich begründet, aber machen es logistisch natürlich in der Umsetzung zum Teil herausfordernder. Und auch die Bevölkerung ist eventuell unsicher, wenn sich die Empfehlungen ändern. Das muss man gut erklären.